Cornwall 2014
Einleitung · Juli: 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 · August: 01 02 03 · Fazit
Stand 05.08.2014 · Impressum: Diese Webseite wird betrieben von Jörg Hausmann, Friedensstraße 23, 01097 Dresden
Tel.: +49 173 2028402 · E-Mail: heizfrosch@web.de · Fotos & Texte © Jörg Hausmann & Frau R. 2014
Nachtrag 8.8.14: Ein Panorama vom Stowe’s Hill.
Legende
Grauer Text: vom heizfrosch
Orangefarbener Text: von Frau R.
Einleitung
Jedes Jahr im Januar stellt sich die große Frage nach dem Wohin im Sommerurlaub. Dieses Jahr nicht – nur ein Ziel war für uns wirklich logisch. Denn wenn man gerade 42 geworden ist, den »Hitchhiker« gelesen hat und nicht gleich nach Madagaskar will, liegt die Entscheidung nahe: Let’s go somewhere, let’s go to Cornwall.
Dieser Flecken Erde liegt an der Südwestspitze von Großbritannien, besticht durch landschaftliche Schönheit, großes Brimborium um King Arthur und einen etwas längeren Anreiseweg. Wir buchen uns ein Cottage nahe des mystischsten bzw. mystifiziertesten aller Orte, ungefähr eine Meile entfernt von Tintagel, in Sichtweite des Meeres und in Laufweite der Steilküste. Dass man Tintagel selbst nicht unbedingt gesehen haben muss – es ist nichts weiter ein touristisch überlaufenes und kommerziell ausgerichtetes Dorf –, war uns vorher klar, aber immerhin liegt es ziemlich zentral in Cornwall und eben nett eingebettet in die Landschaft. Außerdem spart man ungefähr eine Stunde Anreise im Vergleich zu südwestlicheren Gefilden, was mir am Ende ganz zupass kam. Dazu aber später.
Unser Cottage
Das von uns gebuchte Häuschen hatte ausreichend Platz, Palmen vor der Tür, einen riesigen Garten und eine Terrasse mit Seeblick in den Sonnenuntergang.
Was man übrigens vergessen kann, ist eine Anreise von Dresden aus an nur einem Tag, zumindest dann, wenn man mit dem Auto unterwegs und nicht an harte Drogen gewöhnt ist. Also wurde der Spaß hin und zurück zweietappig, und los ging es deshalb mit:
Tagebuch
18.07.2014 Nach Calais
Zuerst: Im Nord-Pas-de-Calais hat es im Sommer tatsächlich über Null, das können wir jetzt bestätigen. Und was ich jetzt ebenfalls weiß: Belgien ist auch zukünftig von der Liste der Reiseziele gestrichen.
Wir starten unsere Fahrt gegen 7.45 Uhr in Dresden, kommen recht zügig und staufrei auf der südlichen Route über Chemnitz, Gera, Köln und Aachen durch Deutschland. (Dafür mussten wir um 5 Uhr aufstehen! Und das im Urlaub … Aber das Auto umsichtig beladen dauert eben seine Zeit.) Die gefühlten 10 Minuten in Holland verbringe ich größtenteils damit, auf der Autobahn nicht geblitzt zu werden – der Strafzettel von 2012 schmerzt immer noch.
Und dann kommt Belgien. Ui. Zuerst geht es noch zügig voran, aber vor, um und nach Brüssel ist mein Humor am Ende. Die Belgier sind die Cottbusser, Dachauer, Bad Oldesloher, Fürstenfeldbrucker etc. des Auslands, was das Autofahren angeht. Der Riesenstau macht alle mürbe, aber ein paar Sachen lassen sich einfach nicht vernünftig erklären. Da hat die Autobahn teilweise 4 Spuren in jede Richtung, aber die Belgier schaffen es, diese völlig sinnfrei zu nutzen. Man wird aller paar Meter geschnitten und ausgebremst. Fahrspurwechsel über drei Spuren ohne Blinken? Kein Problem, das ist reiner Sport. Und mittendurch brettern irre Motorroller- und Motorradfahrer in Schlabbershirts, immer schön zwischen den Spuren. Irgendwann siegt auch bei mir der Wahnsinn, ich ziehe ein bisschen in den Krieg und passe mich diesem beschissenen Landesfahrstil an. Sollen die Anderen doch bleiben, wo sie wollen! Ich möchte nur anmerken, dass ich auch 3 Stunden gefahren bin. Und das zügig, ohne zu murren und mit viel Elan! Das lag auch an der vorzüglichen Marschverpflegung, die uns meine Ma zurecht gemacht hatte. Die vegetarischen Frikadellen waren höchst lecker und wurden von mir schon bei der ersten Rast fast vollständig aufschnabuliert ;-)
Heilfroh breche ich beinahe in Tränen aus, als wir die französische Grenze überqueren. Immerhin haben wir in diesem Moment schon neun Stunden Autofahrt hinter uns, und ich will nur noch ins Hotel. Dieses verfehle ich zuerst wegen einiger der Übermüdung geschuldeten Abbiegefehler in diversen Kreisverkehren, aber irgendwann gegen 18.30 Uhr checken wir endlich ein, räumen bei brütender Hitze gerade das Nötigste aus dem Auto und gönnen uns abends an der Hotelbar noch je zwei »1664« als Absacker. Bei dem genannten Getränk handelt es sich um ein Bier, das uns auf Nachfrage nach einer Getränkeempfehlung an der Bar von einem Gast angeraten wurde. Das französische Personal gibt sich vornehm-zurückhaltend, was man oberflächlich als überheblich missverstehen könnte. Wenn Gast allerdings nicht locker lässt und wenigstens in Landesprache »Bitte« und »Danke« sagt, dann lässt sich die Belegschaft doch zu einem Lächeln hinreißen. Das Bier ist recht hochprozentig und mach launig. Das Geschehen, dass wir an der Rezeption mitbekommen ist wahrscheinlich gar nicht so lustig, aber mit Bier im Kopp … Jedenfalls checken 2 deutsche Ehepaare ein, die jeweils einen Hund dabei haben. Hinter der Gruppe steht ein – wie sich bald herausstellt – englisches Ehepaar und die Frau lamentiert, dass sie es mit Hunden im Hotel nicht aushalten würde. Und nicht, dass man sie falsch versteht: Sie LIEBEN Hunde über alles. Aber sie würde sterben, wenn sie länger mit Hunden in einem Raum ist. (Alle warten gespannt, ob sich das nun auch ergibt …) Wenn man ihr vorher gesagt hätte, dass in diesem Hotel Hunde erlaubt sind, hätte sie NIE gebucht! Die Deutschen gehen in ihre Zimmer und der französische Hotelangestellte versucht verzweifelt, die Situation zu retten. Mehrmals verlässt die Engländerin das Vestibül und wiederholt dabei das vorhin Gesagte. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihr, denn in ganz Calais scheint es kein Hotel zu geben, in dem Hunde verboten sind. Nun ja … Immerhin hat der Ehemann herausgefunden, dass die Hundebesitzer in einer anderen Etage untergebracht sind, als die beiden. Das scheint seine Frau vor dem baldigen Ableben zu bewahren. Grinsend ziehen Herr H. und ich uns mit jeweils einem zweiten »1664« in den Biergarten des Hotels zurück. Dort beschleicht uns eine Ahnung für den Auftritt: Das Hotel wirbt damit, dass es jedes Problem innerhalb von 15 Minuten behoben werden kann. Wenn nicht, darf der Gast umsonst übernachten. Hm, das könnte geklappt haben ;-) Das Bett ist recht passabel, und so bekommen wir eine ausreichende Portion Schlaf trotz eines nächtlichen Gewitters. Nein, wegen des Gewitters ;-)
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19.07.2014 Nach Cornwall
Der Wecker kräht um 7 Uhr, das Frühstücksbuffet wird geplündert (tolles Ciabata-Brot und fluffige Croissants, nur der Milchkaffee war etwas enttäuschend – Automatengetränk eben), und gegen 9 Uhr sitzen wir im Auto. Kurzer Tankvorgang (der Sprit ist in Calais billiger als in Dresden!), dann geht es auf zum Hafen. Wir stehen pünktlich in der Warteschlange und haben anschließend eine unspektakuläre Überfahrt mit der DFDS-Fähre nach Dover. Ach ja – Dover … Da kamen Erinnerungen auf! Das letzte Mal war ich 1991 hier. Und für das Schloss gilt nach wie vor: Lieber belagern, als drin wohnen! ;-)
Dort angekommen, wird es spannend: Ich bin noch nie in Großbritannien Auto gefahren und etwas nervös, was den Linksverkehr angeht. Allerdings sollte sich die Ausfahrt aus dem Hafen als der schlimmste Teil der Strecke erweisen – bissl verwinkelt da, bissl viele Kreisverkehre auf einmal, bissl zu viele Campinganhänger und LKWs auf dem Kriegspfad. Aber nach 10 Minuten ist das alles Geschichte.
Auf der Autobahn macht es nach kurzer Zeit richtig Spaß, denn im Gegensatz zu den Belgiern können die Briten wirklich gesittet mit ihren Fahrzeugen umgehen. Die Umgewöhnung auf Linksverkehr geht recht zügig, man fließt einfach mit, hat beim Überholen jede Menge Mitdenker in der Spur – einfach herrlich. Weil es so schön ist, bleibe ich einfach der Chauffeur und bringe Frau R. durchs Land. Die schaut jede Menge schöne Landschaft an (das muss man einfach gesehen haben, wenn man irgendwo vor Exeter über eine Hügelkuppe rollt und das Land plötzlich weit unten kilometerweit vor einem liegt!), und nebenbei ziehen wir uns Marc-Uwe Klings »Känguru-Offenbarung« rein. Einfach göttlich! Und zwar alles! Und so lustig, dass ich mal wieder auf die Armatur geprustet habe ;-) Achso: Stonehenge ist ein Steinhaufen ungefähr 200 Meter neben der Autobahn, der für einen kilometerlangen Dauerstau in alle Richtungen sorgt, weil jeder für ein Foto aus dem Autofenster langsam fahren oder sogar anhalten möchte, statt sich einfach auf den Parkplatz zu schwingen und das Ding zu Fuß zu erkunden.
Am Ende der Fahrt wird es ein bisschen regnerisch, und noch dazu treffe ich jetzt auf die angekündigten cornischen Landstraßen. Oha! Stellt Euch einfach einen ca. 3–4 Meter breiten, ziemlich gewundenen Gang vor mit Verkehr in beiden Richtungen bei 60–80 km/h. Links und rechts des Ganges stehen übermannshohe Mauern, Hecken oder andere blick- und materialdichte Begrenzungen. Dank des Linksverkehrs und der Linkslenkrades sieht man vor und in den Kurven herzlich wenig, die Autos hinter einem wollen aber auch nach Hause. Ok, Augen auf und durch. Ich mache das Pacecar und hänge noch ein paar Cornwaller ab, und um 18 Uhr Ortszeit spicken wir nach nochmals sechs Stunden Autofahrt von Dover in die Einfahrt unseres Häuschens. Geschafft – die Tour und ich, und Frau R. sogar vom Beifahren. Naja, ich habe vor Spannung kein Auge zugemacht!
Das Cottage selbst ist kein junges Gebäude, aber ziemlich gut aufgerüstet mit neuer Küche, neuem Bad etc. Ein wenig muffig, wegen der alten Mauern und des feuchten Seeklimas. Deshalb erste Amtshandlung: Durchlüften! Was wir von unseren dänischen Ferienhäusern nicht mehr kennen, ist die Aufteilung in viele kleine Zimmer. Wir haben eine Küche, ein Bad, ein Esszimmer, ein Fernsehzimmer, drei Schlafzimmer auf zwei Etagen und am Ende des Tages nicht mehr unbedingt und immer die Übersicht. Die einfache Antwort »Hier!« auf die Frage »Schatz, wo bist du?« haben wir uns deshalb schnell abgewöhnt. Ausgeräumt wird deshalb nur das Nötigste, weil wir endlich etwas zu essen brauchen und außerdem noch ein Highlight des Hauses nach uns ruft: ein herrlicher Garten mit Terrasse zur Küste. Dort verbringen wir noch einen kleinen Teil des Abends lesend, denn für einen Spaziergang reicht die Kondition sowieso nicht mehr. Dafür werden wir äußerst euphorisch von unseren direkten Nachbarn begrüßt: Eine Hühnerschar rennt auf Herrn H. zu. als der sich kurz über die Mauer zur gegenüberliegenden Wiese beugt. Ein paar Hasen hoppeln etwas entfernt auch über das Grün. Sehr lauschig! Und es gibt jede Menge Spinnen im Garten, die teilweise sogar das Mobiliar eingesponnen haben. So mag ich die Natur.
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20.07.2014 Spaziergang um Tintagel
Wir schlafen seeehr lange und gut. Das Frühstück zieht sich, und so brechen wir erst gegen 14 Uhr zu einem Fußmarsch durch die Gegend auf. Tintagel liegt wie gesagt nur ca. eine Meile weit weg und ist schnell durchlaufen. Wir sammeln in der Touristeninfo Touristeninfos ein, entnehmen dem Geldautomaten ein paar Pfund, ersparen uns den Weg zu King Arthur’s Castle und biegen stattdessen in die Straße zum Vicarage Hill ab. Dort erwischt uns ein kleiner Regenschauer, aber Frau R. ist vorbereitet und zückt den Schirm. Das Wetter in Cornwall ist als sehr sprunghaft bekannt – man sollte im Sommer keinesfalls verblüfft sein, dass es mehrfach täglich recht warm und sonnig sein kann, ein paar Minuten später kurz wie aus Kannen gießt und anschließend der Himmel wieder strahlt. Windbreaker oder Schirm sind deshalb nie eine schlechte Idee, wenn man Nässe vermeiden will.
Auf dem Hügel angekommen, besuchen wir St Materiana’s Church und den umliegenden Friedhof. Alles teilweise sehr alt und sehr verwittert – sehr schön! :) Hernach wandern wir ein bisschen am Rand der Steilküste herum, und das ist der Moment, in dem ich weiß, dass ich hier richtig bin und sich die Fahrt gelohnt hat. Meine Fresse, ist das ein Ausblick … Die spröde Natur in Cornwall ist wirklich sensationell. Und ganz selbstverständlich jagen Falken und zwitschern sich Schwalben Nachrichten zu.
Der Spaziergang dauert nur ungefähr drei Stunden, der Rest des Tages gehört den Büchern, dem Essen, den Fotos und diesem Reisebericht.
Zu Tintagel muss noch eines erwähnt werden: Der Ort ist ausschließlich touristisch und komplett auf die König-Arthus-Sage ausgelegt. Deshalb ist es hier nicht nur an Wochenenden sehr voll. Und man darf sich nicht wundern, wenn Reisebusse durch die engen Straßenschluchten manövrieren.
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21.07.2014 Padstow und Umgebung
Das Wetter soll auch in den nächsten Tagen schön bleiben, und heute ist es das auf alle Fälle. Kurzentschlossen fahren wir eine kleine Strecke überland nach Padstow. Der Ort wird in diversen Reiseführern angepriesen und ist ein im Sommer touristisch völlig überlaufenes Fischerdorf. Was uns nicht stört, denn wir wollen nur eine Runde an der Küste laufen. Allerdings verschlägt uns Teil Eins der Parkplatzsuche mittenmang in die schmalen Einbahngassen und ins Tourigewölle. Die Chancen, hier jemanden zu überfahren, stehen gut – pro Fahrtmeter bei etwa 10 Seelen und Kleintieren. Frenetisch den Umstand feiernd, dass ich aus dieser Hölle sehr schnell wieder herausfinde, fahren wir im zweiten Anlauf Prideaux Place an, ein altes Gutsherrenanwesen oberhalb von Padstow. Dort soll angeblich ein guter Ausgangspunkt für Küsten- und Landschaftswanderungen sein. Was es dort allerdings nicht gibt, ist ein Parkplatz, denn den kennt wohl nur unser Dumont-Reiseführer. Dafür aber mäandert eine verführerische kleine Straße weiter in Richtung Küste – und zwar bis zu dem Punkt kurz hinter Crugmeer, wo die Weiterfahrt nach Trevone einfach mal so von ein paar »Road Closed«-Pollern vereitelt wird. Klasse. Also wieder zurück nach Padstow, und dort stellen wir uns für zwei Pfund Gebühr auf das Feld eines Bauern. Passt. Im Abwandern ereilt uns noch ein lauter Pfiff nebst der Ansage, dass wir uns einfach links halten sollen. Danke! :)
Wir latschen kurz durch Padstow und besorgen uns in der Touristeninformation Wanderpläne. Auf Touren von vier bis sieben Stunden haben wir bei dem Wetter (die Sonne brüllt mittlerweile recht stark) keinen Bock, und so wird es ein kleiner Zwei-Stunden-Spaziergang am Meerarm, in den der Fluß Camel mündet und der bis Wadebridge reicht. Herrliche Landschaft, und viele kleine Pfade führen an viele kleine Strände entlang des Camel. Wir halten uns allerdings weiter oben, traben später nach Süden, laufen noch kurz durch das Anwesen von Prideaux Place (Der Reiseführer weiß hier zu berichten, dass dieses alte Herrenhaus vom ZDF für fast 40 Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen genutzt wurde. Aha, so werden also die Fernsehgebühren verwendet: Ausflüge nach Cornwall für Fernsehfilme, die der Großteil der Fernsehwilligen nicht sehen will. Und wer dennoch bewusst schaut, weil Rosamunde Pilcher nun doch eine bekannte Schmonzetten-Schriftstellerin ist, dem ist es wahrscheinlich egal, dass an einem Originalschauplatz gedreht wurde. Wenn er denn überhaupt weiß, wo Cornwall liegt …) und finden dann eine Kirche, in der gerade ein Glockenläutverein das Glockenläuten übt. Wir haben so etwas schon mal im Fernsehen bei »Inspector Barnaby« gesehen, aber solche Vereine gibt es tatsächlich!
Der umlaufende Friedhof ist typisch englisch, wer liegt, der liegt, allerorten ragen alte Steine empor bzw. haben sich schon zur Ruhe gelegt. Das macht auch uns spontan müde, und so reisen wir heimwärts. Ein kurzer Zwischenstopp im Wadebridger LIDL versorgt uns mit Mineralwasser. Und anschließend lernen wir, dass die vier Meter breiten Landstraßen wohl die Luxusausführung sind, denn heute schleift uns Frau Prof. Inge durch halb so breite Transportwege, die nichtsdestotrotz in beide Richtungen befahren werden. Ein Riesenspaß, aber das Video sagt mehr als Worte!
Kaffee, Kekse, Lesen, Abendbrot – toller Tag!
Impressionen von cornischen Landstraßen
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22.07.2014 Boscastle und St Nectan’s Glen (fast!)
(Doch, wir waren da!)
Das Wetter hält, und wir entscheiden uns für einen kurzen Stich nach Boscastle, einem kleinen Dorf in einem absolut lauschigen Tal mit einem niedlichen Hafen – und einem Museum of Witchcraft. Hexerei können wir uns einfach nicht entgehen lassen!
Boscastle ist schnell gefunden, ebenso ein Parkplatz und der Weg zum Museum. Wir verbringen knapp zwei Stunden in dem eigentlich gar nicht so großen Gebäude, aber es gibt unendlich viel zu lesen und zu bestaunen, Wissenswertes wie Absurdes. Mein Favorit: Hitler-Verwünschungspuppen, denen man Nadeln in den Hintern stechen konnte. Großartig! Und hilft vielleicht heute noch bei Diktatoren und Kriegstreibern … Für mich war besonders interessant, dass der »heidnische Aberglaube« auch in der katholischen Kirche weiterlebt. Und zwar in den Votivgliedmaßen aus Wachs wie sie noch jetzt in katholischen Kirchen zum Dank für wunderbare Heilungen aufgehängt werden bzw. geweiht werden, damit der Kranke genesen soll. Na, wenn das nicht dunkelster Aberglaube war oder ist … In Cornwall war die Naturheilkunde der sog. Weisen Frau nie in Vergessenheit geraten. Heute beschäftigen sich wieder mehr Menschen mit »Hexerei«, was allerdings manchmal den Eindruck des Auslebens eines Hangs zu extrovertierter Kleidung und rauchgeschwängerten Ritualen macht. Womit sich wieder Kreis zur katholischen Kirche schließt ;-) Ich jedenfalls fand es nett, dass es einen »Besenparkplatz« vor dem Museum gab. Und ich würde fast behaupten, dass Boscastle eine Inspiration für Terry Pratchett und »Lancre« war.
Auf dem Rückweg halten wir beim Wanderweg zu St Nectan’s Glen, einem lauschigen, ca. 20 m hohen Wasserfall in einer waldigen Schlucht. Der Weg dahin ist durchaus angenehm zu bewandern, so man festes Schuhwerk an den Füßen hat und nicht weiß, dass man kurz vor dem Ziel etliche Naturtreppen hoch laufen muss. Die privaten Eigentümer haben diesen tollen (Ur-)Wald wohl in erster Linie für die Esoteriker unter uns begehbar gemacht. Im Prospekt wird von Feen und Piskies (gehören auch zum Feenvolk, werden allerdings als Zwerge oder Trolle dargestellt) gesprochen. Naja, man kann ja nie wissen … Wenn allerdings ich Fee wäre, dann würde es mich sehr stören, wenn Menschen in meinem Bach Steine zu einer Säule aufstapeln, weil jemand ihnen gesagt hat, dass das »Elfensäulen« seien! Aber mal davon abgesehen: Hier lohnt es sich wirklich, auf die Natur zu achten! Den Wasserfall selber, das Bassin und den berühmten Stein, durch den sich das Wasser gefressen hat, kann man nur gegen 4,50 Pfund Eintritt besichtigen, und sicherlich lohnt sich das, wenn man einen ruhigen Moment an einem beinahe mystischen Ort genießen möchte. Was in der Sommersaison allerdings fast unmöglich ist, denn dutzende Besucher nehmen der Unternehmung und dem Ort ein bisschen den Reiz. Und deshalb sparen wir uns den Eintritt – vielleicht komme ich an einem anderen Tag ganz zeitig am Morgen nochmal für ein paar Fotos vorbei. Wenn nicht, dann wäre das auch nicht schlimm … Auf dem Rückweg zum Parkplatz ergibt sich eine kleine Plauderei mit 2 netten englischen Damen, die mit ihren Hunden einen Ausflug nach St Nectan’s Glen gemacht haben. Wir können sie davon überzeugen, dass wir keine Fußballfans sind und deshalb nicht freudetrunken durch England torkeln ;-) Sie sind ganz begeistert, dass wir uns Cornwall bewusst als Urlaubsort heraus gesucht haben, nachdem wir eine Doku über die cornischen Gärten gesehen hatten. Und wir können nur immer wieder betonen – und das ganz ehrlich und aus vollem Herzen – wie toll wir es hier finden und wie herzlich die Einheimischen sind.
Tagsüber huschen hier übrigens immer wieder Heinzelmännchen durchs Grundstück. Mal wird in unserer Abwesenheit der Vorgarten gewässert, mal der rückwärtige Garten gemäht. Gestern stand eine neue Badmatte vor der Tür, und heute früh wurde sogar ein Brief an Frau R.(!) durch den Briefschlitz geworfen (der sich als Umfragebogen zur Zufriedenheit mit der Unterkunft herausstellte und welchen wir mit absolutem Wohlwollen ausfüllen werden).
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23.07.2014 Bodmin
Zuallererst möchte ich meine Aussage zum Wetter in Cornwall etwas revidieren. Es soll(!) sprunghaft sein – der kleine Schauer am Sonntag war allerdings bisher die einzige Unterbrechung in einer Schönwetterperiode. Ab morgen könnte es etwas feuchter werden, aber da sind sich die Wetterfrösche auf diversen Fernsehkanälen noch nicht sicher. Apropos Fernsehen: Der Hauseigentümer hat Sky abonniert, aber nicht viele Kanäle und weder Dokus noch Spielfilme. Naja, wir sind ja auch nicht zum fernsehen hier! Die Nachrichten sind nur teilweise informativ, denn sie beschäftigen sich durchgängig mit folgenden Themen: Absturz des malaysischen Flugzeugs in der Ukraine, Gaza-Konflikt, Commonwealth-Games in Schottland. Welch abgeschlossenes Universum …
Deshalb unternehmen wir heute einen Abstecher nach Bodmin, einem ungefähr eine halbe Stunde entfernten Städtchen. Vorab: Man muss es nicht unbedingt gesehen haben. Aber es gibt immerhin ein sehr unterhaltsames Gefängnismuseum, einen echten englischen, etliche hundert Jahre alten Knastbau mit mehreren Etagen und Kellern. Das Anwesen befindet sich seit ein paar Jahren in Privatbesitz und wird seitdem immer weiter saniert und restauriert. Der Barmanager der inliegenden Restauration soll laut Aussagen des Personals übrigens aus Deutschland kommen; wer Fragen hat und an der englischen Sprache scheitert, kann sich deshalb an ihn wenden. Allerdings macht er keine deutschen Führungen ;-)
Wir lesen dutzende putzige Tafeln mit allerlei Verbrechergeschichten und Missetaten, sehen Tabellen mit gewichtsabhängigen Fallhöhen für den Tod durch den Strick (the long drop, also 8 Fuß galten als recht zuverlässiger Wert für durchschnittliche Männer; die letzte Hinrichtung durch Erhängen fand in England 1964 statt; alle Henker sind übrigens per Fotowand dokumentiert), erfahren, dass man früher eine Frau, die man nicht mehr brauchte, für ein paar Pennies auf dem Viehmarkt verticken konnte und dass das Heizungssystem des Knasts auf Erkenntnissen der Römerzeit beruht. Einige der Hingerichteten sollen immer noch in den Gemäuern spuken. Man kann sogar eine diesbezügliche Führung um Mitternacht buchen. Und nach Aussage der Moderatorin von »Most haunted« (frei übersetzt »Am verwünschtesten«) einer der gruseligsten Orte, an denen sie jemals gedreht hat. Ja, nachdem wir wenig später das »Glück« hatten, eine Folge dieser Mysterie-Dokumentation zu sehen, kann ich das verstehen: Wer sich fürchtet, weil ein wackeliger Tisch wackelt, wenn ein paar Leute ihre Hände darauf legen, wird des nächtens in alten Gefängnismauern kaum an sich halten können ;-) Noch ein paar »harte« Fakten zum Gebäude: Von 1946 bis 1972 wurde der Verwaltungsteil vom sog. The »99« Club als Nachtklub genutzt.
Die Zeit verfliegt, und so reichen Lust und Kondition nur noch für einen Besuch der St Petroc’s Church. Die schließt eigentlich schon um 15 Uhr, aber ein sich hinziehender Cream-Tea-Nachmittag der Gemeinde ermöglicht uns doch noch einen Rundgang. Und auch hier werden wir mit viel Herzlichkeit begrüßt und fast genötigt, die Kirche anzuschauen.
Hernach fliegen wir bei einer Tankstelle vorbei, wo just in diesem Moment der Spritpreis auf spektakuläre 1,299 Pfund gesenkt wird – 1,71 EUR in etwa. Die Zapfsäulen funktionieren deshalb nicht, aber der Tankstelleninhaber springt helfend aus dem Häuschen und uns zur Seite, erklärt freundlich die Situation und hebt den Daumen, als es weitergehen kann. Ich möchte übrigens erwähnen, dass die Menschen hier in der Gegend bisher allesamt sehr nett, zuvorkommend und immer bereit für einen kleinen Plausch waren!
Der Rest des Tages gehört wieder der Gemütlichkeit, also den Büchern, Knabbereien, Heißgetränken auf der Terrasse und dem netten Gegacker der Hühner auf der Wiese hinter der Mauer, die sich sehr über ein paar Kekskrümel gefreut haben.
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24.07.2014 Exeter
Ui, es regnet – und zwar für ungefähr 30 Sekunden auf unserem Weg nach Exeter.
Die alte Universitätsstadt liegt ungefähr 100 km entfernt von Tintagel in Devon und ist für dieses Jahr wahrscheinlich der längste Tagesausflug. Deshalb geht es schon zeitig in die Spur, und gegen 11 Uhr stehen wir auf dem Parkplatz hinter dem Busbahnhof. Für 7,70 Pfund (~10 EUR) darf unser Auto dort ausruhen, während wir erst einmal ein paar historischen Punkte ablaufen und später noch ein bisschen Freestyle durch die Stadt wandern.
Die Rundreise geht vom Exeter Castle (von dem fast nur noch die Mauer und einige wenige nicht ganz so alte Gebäude existieren) über lauschige und enge Gässchen zur berühmten Kathedrale St Peter. Wir verzichten allerdings auf eine Besichtigung des Gemäuers (zu voll, und mit 6 Pfund pro Person … nunja … Ich behaupte, dass kostenloser Eintritt mit der Bitte um Spenden mehr Einnahmen einbringen würde. Aber das zu diskutieren ist nicht meine Aufgabe.), sondern laufen lieber durch enge Gässchen mit alten Häuschen. Eher zufällig landen wir später am und im Friedhof von St Bartholomew. Ach, geben wir’s doch einfach zu: Wir hatten uns verlaufen! Allerdings liegt die Schuld nicht ausschließlich an unserem Unvermögen, sondern zum großen Teil an der – nicht maßstabsgerechten und ein paar Straßen auslassenden – Karte zur »Mittelaltertour«. Im Ergebnis haben wir 3 Anlaufpunkte der vorgeschlagenen Tour nicht gefunden; dafür aber mehr gesehen, als gedacht. Doch zurück zum Friedhof. Dieser ist nicht mehr in Benutzung, nichtsdestotrotz sind aber noch viele Gräber erhalten, und in den alten Katakomben (durch welche man sich gelegentlich führen lassen kann, ansonsten sind sie verschlossen) wohnen heute Fledermäuse.
Tip: Wenn man die High Street, eine recht moderne und etwas yuppieangehauchte Fußgängerzone, bergabwärts in die Fore Street verlässt, landet man in einem etwas rustikaleren Teil der Stadt, in dem es noch dazu an jeder Ecke nach leckerem Essen aus allen möglichen Erdteilen duftet und der Schickimickifaktor schlagartig nach unten durchsackt.
Zurück in der Stadt muss ich dann doch dringend den Wassertank auffüllen, die Temperaturen sind – obwohl für Nachmittag eigentlich Regen angesagt ist – noch recht deftig. Dann lassen wir noch ein paar Meter hinter uns auf der Suche nach einem lecker Eis, welche allerdings erfolglos bleibt. An jeder Ecke könnten wir Kaffee trinken, italienisch essen und diverse Spezereien verzehren – Eis und ein Bäcker sind aber Fehlanzeige. Nun gut, dann nicht.
Reichlich fußlahm verlassen wir kurz vor 15.30 Uhr die Stadt und begeben uns auf den Heimflug. Mittlerweile kann ich Linksverkehr spielend, auch zweispurige Kreisverkehre in Uhrzeigerrichtung mit Links vor Rechts und Rechtsblinken bei späterer Ausfahrt sind kein Problem mehr. Aber heute erlebe ich etwas, dass ich in 24 Jahren Fahrerlaubnis noch nicht mitgemacht habe: Nach einem Unfall auf der Autobahn und einem sich rasch entwickelnden Stau wendet die komplette Belegung einer zweispurigen Fahrtrichtung und fährt in die falsche Richtung zur nächsten bzw. vorherigen Auffahrt, welche einfach mal zur Abfahrt umdeklariert wird. Und das ganz ohne Polizeischutz, Ordner, Einweiser oder was auch immer. Einfach so mit Handzeichen und viel Vor- und Rücksicht. Hammer! Oder praktische Anarchie ;-)
Das Umdrehen erspart uns wohl die eine oder andere halbe Stunde Rumstehen, und deshalb reicht die Zeit noch für einen Besuch in einem Farmshop. Immerhin wohnen wir hier auf dem Land, und die Versorgung mit Gemüse, Käse und Eiern ist selbst ohne Supermarkt in der Nähe kein Problem.
Abends ruft uns der Vermieter an und fragt, ob wir einen Bettwäschewechsel wünschen – das ist auch eine Premiere. Ich lehne dankend ab, weil wir eigene Bettwäsche mitgebracht haben (10 Jahre Ferienhauserfahrung …), vermelde das regelmäßige Gießen der Topfpflanzen im Garten wie gewünscht und gebe unserer vollen Zufriedenheit mit dem Häuschen Ausdruck.
Es folgen Terrasse, Lesen, Sonnenuntergang usw., aber das war klar, oder? :)
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25.07.2014 Faultag mit Wanderung am Trebarwith Strand
Heute lassen wir es ruhig angehen, stehen spät auf und machen um die Mittagszeit herum einen kurzen Abstecher nach Tintagel für ein paar Einkäufe und Erkundigungen in der Touristeninformation.
Die Pläne für Wir-kippen-kurz-die-Einkäufe-im-Haus-ab-und-laufen-noch-eine-kleine-Runde lasse ich auf dem Rückweg von Tintagel fallen. Die Sonne brennt einfach zu sehr herunter, und ich will erstmal in den Schatten. Der Spaziergang verschiebt sich deshalb um ca. 2 Muffins, eine Tasse Kaffee und ein paar Buchseiten. Gegen 16.30 Uhr fühle ich mich fit genug, und wir wandern nach Treknow und von dort zur Steilküste über Trebarwith Strand. Und obwohl ich auf dem Küstenpfad mehrfach »Ich bin einfach zu alt für diese Sch…« denke, wird das ein wunderbares Naturerlebnis, denn die Buchten entlang der Atlantikküste sind einfach atemberaubend! Also ich muss jetzt mal energisch für Herrn H. sprechen: Dieser Teil Englands ist nicht flach, sondern bei Küstenwanderungen führen die Pfade auch durch Täler. Es geht also bergauf und bergab; und das teilweise in nicht zu unterschätzenden Steigungen! Wenn dann noch die Sonne die Temperaturen auf gefühlte 30 Grad bringt und die hohe Luftfeuchtigkeit ihr Übriges tut, dann ist es nicht verwunderlich, wenn ein nicht hitzeresistenter Organismus in den Streik tritt.
Das Abendbrot verschiebt sich ein wenig, und am Ende des Tages sind wir einmal mehr einverstanden mit dem bisherigen Urlaubsverlauf.
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26.07.2014 Tintagel: Merlin’s Cave / Minions
Heute war es dann soweit: Wir haben uns getrennt! Herr H. wollte unbedingt eine ausgedehnte Fototour machen und ich … na ja, ich eben nicht! Damit wir beide einen Tag nach unserem Geschmack verbringen können, entschieden wir uns für unterschiedliche Ziele. Ich wollte die Ebbe ausnutzen, um endlich ein paar Steine zu sammeln. Das Wetter sagte Bewölkung und um die 23 Grad voraus. Nun, in der Sonne waren’s gefühlte 30, im Schatten und mit Küstenwind gefühlte 18. Der geübte Küstenwanderer – also in dem Fall ich – zieht sich deshalb nicht allzu freizügig an, trägt reichlich Sonnenschutz auf und bedeckt sein Haupt mit einer Kappe oder einem Hut (der Engländer hat da äußerst absonderliche Modelle im Angebot ;-) ). Ich beginne meinen Rundgang mit einem Bogen: Durch Tintagel durch, bis zum Hotel und dann Richtung Bossiney. Auf etwas verschlungenen und nicht immer vom National Trust angelegten Pfaden komme ich auf ein Felsplateau, von wo man einen fantastischen Ausblick über die Steilküste und den Atlantik hat! Hierher verirren sich auch nicht so viele Menschen. Die sind alle in den Ruinen von Tintagel Castle, wie ich von meinem Aussichtspunkt gut erkennen kann. Ich bleibe ein paar Augenblicke sitzen und genieße den Augenblick. Und wer genau hinschaut und sich Zeit nimmt, sieht auch die scheinbar unscheinbaren Dingen. In meinem Fall war das ein Stück Eidechsenhaut. Der Tidenplan, den wir gestern in der Touristeninformation gekauft haben, sagt für heute Vormittag 11.56 Uhr Ebbe an; für Nachmittag ist er sich noch nicht so ganz schlüssig und macht keine Angaben. Also flugs hinunter zur Merlin-Höhle! Noch sind Menschen am schmalen Steinstrand und ich sehe auch Leute aus der Höhle kommen. Gott sei Dank wollen die meisten Touristen erst mal zu den Schlossruinen. (Tipp für den Reisewilligen: So es sich vermeiden lässt nicht am Wochenende nach Tintagel fahren! Wegen der Arthus-Vermarktung ist hier die Hölle los.) Und ich bin wiedereinmal erstaunt, über die deutsche Rentnerschar, die mit einem Reisebus abgeladen wurde. Hoffentlich hat der Veranstalter vorher einen Fitnesstest gemacht, denn es geht ordentlich bergauf und bergab auf dem Schlosshügel. Und die Wege sind oft steinig und uneben. Mir macht es auch nichts aus, steile Treppen hoch zu steigen, bis mir die Lungen brennen. Aber wenn man um die Mitte 70 ist, kann so etwas zur aktiven Aufgabe aller Funktionen der künstlichen Hüfte führen. Da das aber nicht mein Problem ist, begebe ich mich zur Küste. Es ist ein sehr kleiner, steiniger Strandabschnitt, der nur bei Ebbe erreichbar ist. Eine Erklärtafel weist darauf hin, dass sich vor ca. 1.500 Jahren hier ein Hafen befand. Und es wird vermutet bzw. behauptet, dass in der großen Höhle Merlin gehaust haben soll. Also wenn das stimmen soll, dann war entweder bei Flut der Wasserstand noch nicht bei 6,4 m (dann ist die Höhle nämlich völlig unter Wasser) oder olle Merlin kannte einen Zauber, um seine Höhle trocken zu halten. Egal! Eindrucksvoll ist die Höhle allemal. Und endlich kann ich meine Füße in Atlantikwasser halten. Es ist schön warm, obwohl die kreischen Kindern so tun, als ob es eisig wäre. Muscheln gibt es leider nicht. Ich finde lediglich das Gehäuse einer Kegelschnecke. Die Auswahl an Steinen ist enorm. Den Rückweg mit steilem Aufstieg bedenkend, fülle ich nur eine Tüte. Als dann eine Reisegruppe polnischer Jugendlicher den Strand stürmt, wird es mir zu laut und zu voll. Also Rückzug. Übrigens kann man sich gegen einen Obolus von der Küstenwache wieder nach Tintagel (natürlich auch den Weg zum Schloss) mittels Range Rover chauffieren lassen. Aber faul kann ich auch zu Hause sein! Trotzdem bin ich froh, mit den 2 kg Steinen im Gepäck den Anstieg hinter mich gebracht zu haben. Und dann nichts wie zurück ins Ferienquartier zu Keksen und Tee. Der Nachbar bastelt schon wieder etwas, die Hummeln und Bienen summen, die Hühner dösen im Schatten – hach, wie herrlich!
So, und nun ich: Ich will Minions sehen! Also nicht die putzigen gelben Wesen mit den blauen Latzhosen, sondern das Nest am südöstlichen Zipfel vom Bodmin Moor. Genauer gesagt zieht es mich zum Minions Heritage Center nebst einem weitläufigen Landschaftsareal mit zahlreichen alten Minen, Steinkreisen und einem Berg namens Stowe’s Hill. Dort stapeln sich gigantisch große Steine beeindruckend hoch – habe ich gelesen.
Einschmieren muss ich mich nicht, denn es ist bedeckt. Denke ich. Aber es kann ja nicht schaden, die Sonnencreme mitzunehmen. Mache ich. Aber auf dem Parkplatz direkt am Center ist es immer noch bedeckt, also brauche ich keinen LSF 30. Denke ich. Einen Kilometer weiter reißt der Himmel auf und die Sonne kommt raus. Drauf pfeifen tue ich.
Dann kommen mir erstmal ein paar freilaufende Pferde im Galopp entgegen, und auch anderes Getier wie Schafe und Kühe rennt frei in der Landschaft herum. Das sorgt für eine große Menge Tretminen in allen möglichen Erhaltungszuständen, weshalb der Blick tunlichst ab und zu nach unten gerichtet werden sollte.
Und dann tauchen sie auf, die Steintürme, der bekannteste davon der »Cheesewring« (Käsepresse). Majestätisch stehen sie in der Gegend herum und wollen beklettert werden. Dieser Betätigung widme ich die nächsten 2,5 Stunden und ich schieße dabei jede Menge Fotos. Leute, wenn Ihr schon mal in Cornwall seid: Diesen Ort solltet Ihr Euch nicht entgehen lassen. Wenn man ganz oben auf dem Dach der Gegend steht, dann kommt ein Gefühl der Weite auf, dass sich kaum beschreiben lässt – hochtrabend könnte man das Erlebnis als »erhaben« bezeichnen.
Ein netter Brite macht auf meine Bitte hin ein Foto von mir auf der Spitze des höchsten Steins; leider versucht er, mich formatfüllend abzubilden, und so sieht man nicht allzuviel von der Umgebung. Aber trotzdem danke!
Irgendwann lasse ich mich vom Hügel herunterrollen und will eigentlich nur noch einen schnellen Abstecher zu den Steinkreisen (The Hurlers) machen. Auf dem Weg dahin kommt mir ein älteres cornisches Paar entgegen und fragt mich besorgt, ob ich auf dem richtigen Weg sei. Ich antworte in etwa »Jaaa, ich denke schon, ich will zu den Hurlers«. Achso, ja, dann sei ich absolut richtig. Äh, danke! :) Wir plauschen noch ein Weilchen, das Paar will zum Planschen an einen nahegelegenen See, ich bekomme noch St Nectan’s Glen empfohlen und antworte, dass ich da schon war und zu viele Touris gesehen habe. Wir lachen alle noch ein bisschen lauter und verabschieden uns. Hatte ich schon erwähnt, dass die Leute in der Gegend, die wir bisher getroffen und mit denen wir gesprochen haben, ausnahmslos freundlich, zuvorkommend, hilfreich und überhaupt nicht verschlossen waren? Ich mag die Cornen. Corner. Cornishs. Whatever …
Eine Ruine abseits der Straße lenkt mich jedoch vom Ziel ab, und ich beschließe einen Abstecher. Seltsamerweise lässt sich die Entfernung nicht genau abschätzen, weil ich nicht weiß, wie groß die Ruine ist, und weil es auch keinen direkten Weg dorthin gibt. Ich schlunze einfach querfeldein, es mögen so etwa 500 m vom Hauptweg gewesen sein. Solche Ruinen stehen hier allenthalben herum. Manche sind alte Gehöfte, manche waren Minen. Sie gehören einfach zu Cornwall.
Ich schleppe mich zunehmend lahmer wieder zurück zum Weg, schlage schlussendlich noch bei den Hurlers auf, mache ein paar Fotos, und dann ist auch gut.
Der Rückweg überrascht mich mit einer weiteren Autobahnneuerfahrung: Auffahrt in die gewünschte Richtung mittels Kreuzen der Gegenrichtungsfahrspuren. Also im Prinzip sowas wie eine unbeampelte Nebenstraßenkreuzung, über die man drüber muss und auf der man sich dann beim Abbiegen ganz einfach in einen kontinuierlichen, mit 60 mph (112 km/h) fließenden Verkehr einordnet. Total easy. Schwitz!
Sollte ich mir heute einen Sonnenbrand geholt haben: Er war es wert. Die Terrasse ist abends leider windig und kühl und wird somit nicht genutzt. Stattdessen schauen wir endlich mal englisches Fernsehen – bzw. versuchen es, weil die Werbung auf den Nicht-Bezahlsendern noch viel nerviger ist als in Deutschland und die BBC sich in ganztägigen Berichterstattungen über die Commonwealth Games in Glasgow ergeht. Örks. Es reicht für eine Folge »Lewis«, den größten Teil von »Paul« und ein paar Fetzen »StarWars II«. Irgendwann lockt das Bett.
Panorama auf Stowe’s Hill – Doppelklick für Vollbild!
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27.07.2014 Bossiney Coast (und noch ein bisschen mehr Landschaft)
Ganz wichtig am Morgen: erstmal die Nachbarn verköstigen!
Vorab: Ja, ich habe mir gestern leicht den Nacken verbrannt, aber der Schmerz ist erträglich. Obwohl es auch heute wieder wolkig losgeht, schmiere ich mich deshalb vorsichtigerweise ein, was sich später als weise Entscheidung herausstellen sollte.
Vor die Wahl gestellt, ob ich in den nächsten Tagen den heutigen Ausflug wiederholen oder lieber nochmal 15 km am Darßer Sandstrand mit Stahlkappenschuhen im Strandsand absolvieren möchte: Ich täte mich in eine Ecke stellen und leise weinen. Aber gelohnt hat es sich auch heute allemal. Und wieso haben wir uns das angetan? Weil wir in der Touristeninformation nach Wanderkarten gefragt haben, man uns eine Rundwanderung ab Bossiney empfohlen hatte und wir etwas von der Gegend sehen wollten.
Wir starten vorsichtig und fahren mit dem Auto ganze 5 Minuten bis Bossiney (eigentlich albern, aber am Ende des Tages werde ich feststellen, dass ich die 4–5 km mehr bis nach Hause keinesfalls mehr hätte laufen wollen; und weil ich – aus der Erfahrung des gestrigen Tages mit meinem kleinen Abstecher Richtung Bossiney – in weiser Voraussicht dazu geraten hatte). Dort stechen wir direkt in Richtung Strand, also steinige Stolperstiegen runter. Denn es ist gerade Niedrigwasser und in die Bucht bewanderbar. Der Tidenhub hier fällt ziemlich stark aus, und bei Flut steht der Strand ein paar Meter unter Wasser. Wir sehen den Elephant Rock (so benannt, weil der Felsen die Form eines Elefantenkopfes hat, der bei Ebbe so aussieht, als ob er trinkt), werfen einen Blick in diverse Höhlen, suchen Muscheln und finden keine, und um uns herum tobt englisches Beach Life. Es wird Ball gespielt, Hunde freuen sich wie doof über den Auslauf, und allenthalben sieht man Picknickausrüstungen. Herr H. ist beim Fotografieren kaum zu bremsen und deshalb »vertrödeln« wir bei Wanderpunkt 1 und 2 schon eine Stunde.
Genug, jetzt wieder hoch den Hügel. Die Stiegen werden wahnwitziger. Doch das Halteseil hält! Oben angekommen strawanzeln (danke an Thomas J. Hauck für dieses Wort!) wir oberhalb der Steilküste entlang in Richtung Rocky Valley. Das ist ein zauberhaftes Tal, in welchem sich der Fluss, der in St Nectan’s Glen den Wasserfall runterrauscht, am Ende mit dem Atlantik vermählt.
Für uns heißt das: wieder steile Stufen runter. Dann folgen wir dem Talverlauf, erfreuen uns an der lauschigen Umgebung, sehen die Ruinen einer alten Mühle, landen am Ende des Tals auf der Landstraße und merken, dass wir hier eigentlich gar nicht ankommen wollten. Denn wir haben eine Abkürzung genommen, die wir ursprünglich für den Rückweg gehen wollten. Egal – ein paar Hundert Meter hügelhoch finden wir einen Stein, den angeblich King Arthur von Tintagel aus dahin geschmissen haben soll (na klar …), kurz danach geht es wieder küstenwärts zu St Petroc’s, einer kleinen Dorfkirche in Trevalga. (Übrigens fangen hier fast alle Nester mit »Tre« an, was kein Wunder ist, da Tre in Keltisch soviel wie »Ort« oder »Platz« heißt; wir selber wohnen in Treven, um die Ecke liegen Tregatta, Trevillick, Treknow, Trelake, Trewarmett, Trewethet, Trethevey … Der Orientierung ist das für Ortsfremde nicht unbedingt dienlich, aber das nächste Tre… ist meist auch nur eine halbe Meile entfernt.) Von dort laufen wir zum Fern Tor, dann am Horse Pool, Firebeacon Hill, Lady’s Window und anderen vielen tollen Hügeln und Aussichtspunkten vorbei, um irgendwann kurz vor der Schreigrenze wieder das Rocky Valley zu erreichen – durch welches wir auf dem Weg zum Auto nochmal durch müssen, was erneut viele Stufen runter und auf der anderen Seite hoch bedeutet. Frau R. entdeckt kurz vor Bossiney eine Abkürzung, soll heißen: Wir folgen einem Querfeldein-Trampelpfad. Die letzten Meter ziehe ich mich mit den Zähnen durch den Rasen, und ich habe selten meine Kameraausrüstung lustvoller ins Auto geworfen …
Aber schön war’s – sagte ich das schon?
Auf der Terrasse baut Frau R. mich mit leckerem Schoko-Orangen-Kuchen aus der lokalen Bäckerei und einem Kaffee wieder auf. (Der Kuchen beinhaltet übrigens so viel E, dass er einfach gut sein MUSS.) Gegen 18.30 Uhr schwebt eine fiese Regenwolke vorbei, und es tröpfelt für bestimmt 5 Minuten. Der erste »Regen« hier seit letzten Sonntag, und das fetzt! Reicht allerdings nicht, um Herrn H. von der Topfpflanzen-Gießpflicht zu befreien ;-)
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28.07.2014 Eden Project (nahe St Austell)
Huh, Regenwolken streifen früh noch übers Land, nachts hat es hier ein bisschen geschüttet, der Südosten Englands ist sogar ganz schön nass geworden und teilweise abgesoffen.
Wir entkommen dem doofen Lokalwetter mit einem der längeren Tagesausflüge. Frau R. hatte bereits vorige Woche die Tickets für Eden Project und den dortigen SkyWire gebucht. Dazu kann sie ein bisschen mehr erzählen:
Eden Projekt wollte ich UNBEDINGT machen, egal wie viel Anfahrtszeit dafür drauf geht (so weit weg war’s dann doch nicht). Allein die kurze Beschreibung im Reiseführer hat mit fasziniert. »Eden« ist ein gemeinnütziges Projekt, das erforscht, »wie Menschen miteinander und mit der Natur arbeiten können, um die Dinge zum Besseren zu wenden.« Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern einfach mit Darstellung (z. B. die Skulptur »Abfallriese«, die aus dem Elektroschrott gemacht wurde, den ein Mensch in seinem Leben produziert) und geschicktem Hinterfragen (z. B. ob es wirklich so toll ist, Anbaufläche für Lebensmittel in Anbaufläche für Bio-Brennstoffe umzuwidmen. Und ich will nicht verhehlen, dass mich auch reine Abenteuerlust zum »Eden Project« getrieben hat. Der SkyWire ist der Adrenalinkick für Freunde von Geschwindigkeit und Höhe: An einem Stahlseil rast man über das gesamte Eden-Gelände (ca. 660 Meter) und es wurden schon Spitzengeschwindigkeiten von 60 Meilen pro Stunde gemessen. Leider ist es an diesem Tag viel zu windig für die sog. »Supermann-Pose« (also horizontal zum Seil), also wurde man in sitzender Position ins Tal geschickt. War aber trotzdem spaßig, weil einen der Wind hin und her gedreht hat. In »Eden« gibt es viel zu viel zu entdecken, als dass ich es hier niederschreiben könnte. Also einfach mal auf www.edenproject.com schauen! Was es hier allerdings nicht zu sehen gibt, ist eine »Handhabung« für Kleinkinder, auf die die Engländer ziemlich abfahren. Für Kinder, die den Schritt zum Laufen machen wollen, ist es Laufhilfe und Halt zugleich. Man kann sein Blag auch einfach an einer Schlaufe hoch heben. Richtig clever ist aber eine Leine, die einerseits am Handgelenk des Erwachsenen und andererseits am Handgelenk des Kindes befestigt ist. Ein Verlorengehen ist so ausgeschlossen. Nur fehlt es an der Rückholfunktion ;-)
Und vielen, lieben Dank an Herrn H. dass er mit mir ins Regenwald-Biom gegangen ist und das tropische Klima ausgehalten hat!
Empfehlung: wenn möglich und sinnvoll, dann Tickets vorab via Internet buchen und bezahlen und möglichst vor 11 Uhr im Eden Project ankommen! Das erspart ernsthaften Warteschlangenterror, zumal in der englischen Ferienzeit. Von den teilweise 1 Meile entfernten Parkplätzen gibt es einen kostenlosen, regelmäßig und häufig verkehrenden Park & Ride Shuttle Service per Bus. Merkt Euch, auf welchem Parkplatz Ihr steht, die Dinger haben alle Namen von Südfrüchten.
Die Briten versteigern seit heute übrigens die ersten Fracking-Lizenzen. Also besucht das Land, solange es noch steht. Und auch da hat »Eden« einen Tipp: Nicht nur auf Dinge wütend sein, sondern Regierungen, Unternehmen und große Organisationen auffordern, sich mit uns zu verändern und uns echte Wahlmöglichkeiten zu lassen. Also laut meckern!
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29.07.2014 Tintagel Castle
Na gut, na schön – wenn man schon mal da ist, dann kann man sich Tintagel Castle (oder Castel Dyntagell in der Landessprache) auch anschauen. Zumal wir keine Lust auf lange Touren haben, das Ding gleich um die Ecke liegt und von heute bis Donnerstag auch ein bisschen Kulturprogramm geboten wird (Kinderhauenundstechen, Troubadouremeucheln, Ritterschlachten, Artilleriegemetzel, und das alles im stündlichen Wechsel). Für 7,10 Pfund Eintritt pro Nase gehört die Insel uns und ein paar Dutzend anderen Spaßsuchenden. Vorher stechen wir aber noch zum Strand ab; Frau R. war da schon am letzten Samstag und will Steine sammeln sowie mir die Höhle zeigen, in der Merlin gewohnt haben soll, aber höchstwahrscheinlich nicht hat, weil sie bei Flut ziemlich heftig unter Wasser steht. Noch ein paar Anmerkungen zur Schlossruine: Der Legende nach stand auf dem Felsplateau die Festung von König Gorlois, dem Ehemann von Ygerna. Diese wiederum wurde von König Uther Pendragon begehrt. Merlin hat Uther so verwandelt, dass er wie Gorlois aussah. In einer nebeligen Nacht, natürlich auch von Merlin produziert, ging Uther als Gorlois zu Ygerna und zeugte in dieser Nacht mit ihr Arthur. Allerdings wurde Arthur nicht von Ygerna aufgezogen, sondern von Ector. Und nach dem Tod von Uther kam dann das Ding mit dem Schwert im Stein, natürlich dort von Merlin platziert. Ob König Gorlois tatsächlich in Tintagel residierte, lässt sich nicht nachweisen. Auf Grund der archäologischen Funde weisen Leben und Herrschen vom 5. Jh. bis zum 13. Jh. nach. Und das ist doch allemal bemerkenswert!
Unser enger Kontakt zum lokalen Wetter und das Näschen für den richtigen Moment sorgen dafür, dass immer dann die Sonne richtig brutzelt, wenn wir steile Treppen hoch- bzw. heruntersteigen; hingegen warten die ruhigen und flachen Teile der Inselbesichtigung mit erfrischender Kühle und schattenspendenden Wolken auf. Aber egal, es macht trotzdem gute Laune, durch eine der schönsten Burgruinen Britanniens zu laufen.
Aus der Ferne beobachten wir die Raufereien eines Haufens Soldatendarsteller – und wenn deren Tempo und Hingabe realistisch sind, dann ist es kein Wunder, dass Britannien nacheinander von den Römern, den Wikingern, den Sachsen und den Franzosen überrannt wurde … Just joking! :)
Die Artillerievorführung stellt sich als Demonstration einer etwas zu groß geratenen Armbrust auf einem Stativ heraus, durch deren ersten Schuss beinahe eine Möwe ihr Leben aushaucht. Wahrscheinlich sind wir durch die inbrünstigen Darstellungen mittelalterlichen Brauch- und Kampftums in Dänemark und Schweden zu verwöhnt. Wirklich mitreißend sind die »Fighting Knights« nicht. Aber die anwesenden Kinder haben Spaß. Wir halten den Eintrittspreis von 7,10 Pfund pro Person für zu hoch. Danach haben wir nach nunmehr vier Stunden doch genug, und im Häuschen wartet noch immer ein Teil des Schokikuchens. Deshalb setzen wir uns berghochzu aus der Festung ab und latschen an der Kirche vorbei über einige Trampelpfade nach Hause, ohne nochmal durch Tintagel zu müssen.
Nach dem Abendbrot läuft im Fernsehen eine Doku über Cornwall. Spannend! :)
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30.07.2014 Morwenstow
Wir stippen heute nochmal voll in die cornische Kultur und Geschichte. Die letzte größere Tagestour bringt uns nach Morwenstow, eine der nördlichsten Gemeinden Cornwalls und nicht mehr als die Ansammlung einiger Häuser sowie eines Gasthofs um eine landestypische Kirche. Allerdings war in dieser Kirche in der Mitte des 19. Jahrhunderts Mr. Robert Stephen Hawker der Vicar – ein leicht exzentrischer Kirchenmann, Antiquar und Poet, der auch schonmal einen Gottesdienst in Gummistiefeln nebst Wollpullover hielt, nebenbei viel Zeit in einer kleinen Hütte (in etwa so groß wie ein Dixi-Klo, niedriger, aber dafür mehr Sitzfläche für Gäste) direkt im Cliff mit Opiumrauchen und Dichten verbracht hat und der Schöpfer der cornischen Nationalhymne (bekannt als »The Song of the Western Men« oder kurz »Trelawney«) ist.
Wir folgen seinen Spuren, latschen von der Kirche über die Felder zum Cliff, setzen uns in die Hütte, rauchen nichts (wir hätten besser vorbereitet sein sollen ;-)) und genießen die fantastische Aussicht. Der Spaziergang führt uns danach weiter entlang an der malerischen Küste, wobei Frau R. Teile der Abstecher verweigert. :) Manchmal ist es eben einfach schöner, wenn man NICHT dem fotografierbessenen Ehemann an jede Klippe folgt, sondern sind ganz gemütlich auf einen Stein setzt, die Insekten der Umgebung beobachtet und die Seele baumeln lässt! Die Suche nach einer Abkürzung zurück nach Morwenstow endet nach einem Gespräch mit Einheimischen erfolglos. Da deren Hund offensichtlich den Weg zum nächst gelegenen Pub kennt – oder darauf abgerichtet ist – schlagen wir ebenfalls die Richtung ein, die das Paar nimmt. Also folgen wir der offiziellen Wanderempfehlung und pfadeln entlang eines lauschigen Baches bergan, kreuzen später einen recht mystisches Waldstück (so schön wie der Weg zum St Nectan’s Glen, nur ganz ohne andere Touristen; Feen scheinen auch zu fehlen) und spicken am Ende quasi direkt und ohne Chance auf Gegenwehr in die Rectory Tearooms, eben jenen Gasthof, neben dem sowieso unser Auto parkt. Und weil wir schon mal da sind, gönnt sich Frau R. einen echten Cornish Cream Tea (eine Kanne Tee, zwei Scones (Scones sind eine Art Brötchen, die warm verzehrt werden. Die besondere Konsistenz der Scones entsteht durch die Zugabe von Eiern und süßer Sahne und durch die vorsichtige Vermischung der Zutaten.) mit Clotted Cream (auch Streichrahm ist eine Art dicker Rahm, der aus roher Kuhmilch hergestellt wird. Die Milch wird in flachen Pfannen erhitzt und für mehrere Stunden stehen gelassen. In dieser Zeit sammelt sich der Rahm an der Oberfläche und bildet Klümpchen (»clots«) und Aprikosen-Ingwer-Marmelade, man kann natürlich auch eine andere Marmelade wählen), während ich mich mit einem schnöden Brownie an Vanilleeis mit Schokoladensoße und Erbeere begnüge. Haaach, lecker. Und in diesem Augenblick gibt es einfach nichts schöneres, als im Garten dieser Teestube zu sitzen und fettige Nachmittagssüßspeisen bei feinem Tee zu genießen! Putzigerweise kommen kurz nach uns ein paar deutsche Urlauber an, welche vor knapp zwei Wochen im Hotel in Calais das Frühstücksbuffet mit uns geteilt haben – möge sich jeder die Chance ausrechnen, dass so etwas passiert …
Auf dem Rückweg sacken wir im Hilltop Farm Shop nach Ladenschluss noch ein bisschen Gemüse ein, und dann schauen wir, ob die Terrasse für einen gemütlichen Abend zu kühl ist oder nicht. Das Wetter tagsüber war übrigens besser als angesagt, und wir freuen uns über mittlerweile eineinhalb Wochen mit viel Sonnenschein und nur einen Regenschauer, der uns tatsächlich erwischt hat.
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31.07.14 Faultag
Heute erledigen wir nur ein bisschen Kinderkram (Seit wann ist Drachensteigen Kinderkram? Zumindest das Video erzählt eine gaaanz andere Geschichte ;-)), kleine Einkäufe, einige Stücke Kuchen und zum Abendbrot Cornish Pasties. Das war es dann auch schon. Gemüüütlichkeit!
Achso, was das Wetter angeht: Ich spurte abends kurz nach 18 Uhr ins Dorf, um die Pasties zu holen. Und ich schwöre, dass es erst eine Minute, nachdem ich wieder im Haus bin, anfängt zu schütten. Was den Zähler für die Tage, an denen uns kein Wasser von oben erwischt hat, um einen Schritt nach oben treibt. Für morgen und die folgenden Tage sieht die Vorhersage aber nicht allzu prächtig aus, es wird wohl häufig regnen; vielleicht das ein Zeichen.
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01.08.2014 Faultag (unfreiwillig) und Packtag
Igitt – der heutige erste Blick aus dem Fenster lässt spontan den Plan wachsen, einfach nicht aus dem Haus zu gehen. Immerhin gilt es, noch ein paar Seiten Buch zu bekämpfen sowie abends den ganzen Krempel für die Rückreise zusammenzupacken. Außerdem wartet die hauseigene Mediensammlung mit ein paar DVDs auf; so ziehe ich mir nachmittags erstmal »Dune« rein, und den Tagesabschluss bildet passend zur Gegend »Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit«.
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02.08.2014 Rückreise nach Calais
So, es ist soweit: Ein letztes Mal drehen wir den Schlüssel zum Cottage um, und dann begeben wir uns auf die erste Etappe gen Heimat. Das Wetter spielt halbwegs mit, und so schaffen wir es nach etwas mehr als sechs Stunden Fahrt und mit etwas Glück, in Dover sogar eine Fähre eher abzulegen als geplant und dafür in Calais mehr vom Abend zu haben. Die gewonnene Zeit nutzen wir für ein Abendessen im Hotelbistro, in dem eine sehr nette Kellnerin standhaft so tut, als spräche sie kein Englisch – der Plan dahinter muss sein, uns ein bisschen Französisch beizubringen, denn merkwürdigerweise verstehen wir zwar nicht, was sie sagt, bekommen aber, was wir wollen, geben offenbar die richtigen Antworten (Guten Abend, bitte, danke, Erdbeereis usw.) und werden freundlich in die Seite geknufft. Ich bin nach der etwas schlauchenden Fahrt sowie zwei »1664« nicht mehr in der Lage, mir auch noch die französische Grammatik anzueignen, sondern falle stattdessen ziemlich schnell schachmatt ins Bett.
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03.08.2014 Rückreise nach Dresden
Dank dem garstigen Wecker gelingt es uns, bereits gegen 8.15 Uhr den Motor anzulassen und den letzten Teil der Heimreise anzugehen.
Keine besonderen Vorkommnisse in Belgien – keine Staus und eine überschaubare Anzahl Idioten auf der Autobahn lassen mich schon nach verhältnismäßig kurzer Zeit die Tatsache bejubeln, dass wir unverletzt endlich holländischen Boden erreichen. Wir nehmen diesmal die lange Route durch die Niederlande, die uns später in Deutschland durchs Ruhrgebiet führt. Was selbst an einem Sonntag eine einigermaßen bescheuerte Idee ist, welche für alle Zukunft verworfen wird!
So richtig lustig wird es am Ende in Nossen, als gegen 16.30 Uhr ein Wolkenbruch das Ende der Welt ankündigt und wir von da aus mit Nullsicht und gefühlter Schrittgeschwindigkeit nach Dresden schwimmen. Abgesehen vom Packfreitag war das übrigens der erste richtig fiese Regen im Urlaub!
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Fazit
Cornwall, wir haben Sehnsucht. Deine Landschaft, deine Menschen sind einfach bezaubernd. Und das mit dem Urlaubswetter hast Du wirklich großartig hinbekommen!
Ich möchte mich außerdem bei Herrn John Francis von »England for Runaways« (www.britain.de) bedanken, über den wir das Haus und die Fährverbindungen unkompliziert gebucht hatten und der auch für recht seltsame Nachfragen (»Haben wir eigentlich schon bezahlt?!«) geduldig zur Verfügung stand.
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Rechtliches
Andere Urlaubsberichte
Urlaubsberichte per Webseite sind mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, deshalb sind im Internet außerdem von uns zu finden:
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